Highlights des Monats

Auf dieser Seite präsentieren wir Ihnen jeden Monat ein neues Objekt aus der NÖ Landesbibliothek.

Aquarell Spitz an d. Donau
Aquarell, 33,2 x 21,6 cm. Beschriftet: Spitz an d. Donau 17/IX. 868 am Friedhof.
[NÖ Landesbibliothek, Topogr. Sammlung, Inv.-Nr. 7.107]


Der historische Marktort Spitz bildet einen der kulturellen Glanzpunkte in der Wachau. Dort kulminierten Bau-Initiativen des protestantischen Herrschaftsinhabers in der Errichtung einer 1613 der Öffentlichkeit präsentierten Schlosskirche, welche allerdings bereits 1620 (neben anderen Bauten) ein Raub der Flammen wurde und somit verloren ging; nur eine Ruine kündet von ihr. Hans Lorenz II. von Kuefstein (1578-1628) zeichnete aber auch für eine weitere architektonische Initiative verantwortlich, nämlich für die Erweiterung des evangelischen Friedhofs und für dessen bauliche Ergänzung durch einen Torturm mit Kanzel, von welcher aus Leichenpredigten gehalten werden konnten: den sogenannten „Pastorenturm“. 

Dieses typische protestantische Friedhofsmobiliar (Rudolf Leeb) besitzt ein Gegenstück im oberösterreichischen Steyr; insgesamt aber sind solche Bauten in den österreichischen Erblanden selten: Dem Spitzer Turm kommt daher unter den heimischen Kulturschätzen eine besondere Rolle zu. 

Emil Hütter (Wien 1835 – Wien 1886), war Kassier des Wiener Magistrates und künstlerisch Autodidakt. Als solcher schuf er zahlreiche Aquarelle und Bleistiftzeichnungen, wirkte aber auch als Sammler. Für die NÖ Landesbibliothek wurden 1888 zahlreiche Blätter aus seinem Nachlass erworben, welche einen Grundstock der Topografischen Sammlung unseres Hauses bildeten.

... seu Exacta Descriptio Provinciae Austriae Ord. Min. S. Francisci Strict. Observ. [...] Coloniae Agrippinae [Köln], Metternich, 1740

Cover : Cosmographia Austriaco-Franciscana
794 + 202 S., 32 Kupfertafeln
[NÖ Landesbibliothek, Druckschriftensammlung, Sign. 319 C]© NÖ Landesbibliothek


Bei diesem Werk handelt es sich um ein in lateinischer Sprache geschriebenes „Handbuch“ zu den österreichischen Franziskaner- bzw. Klarissenklöstern. Diese werden vorgestellt, indem sich das jeweilige Ordenshaus zunächst mittels eines Kupferstichs präsentiert (einschließlich Visualisierung des Patroziniums); es folgen die Nennung von Patrozinium, Ort und Land; den Abschluss macht stets ein mehrzeiliges Gedicht. In diesen Versen kann literarisch auf das Patrozinium oder polemisch auf „Glaubensfeinde“ angespielt werden; zugleich fungieren sie als Motti des Textabschnitts zum jeweiligen Kloster. 

Als Autor dieses Werks fungierte der 1756 verstorbene Placidus Herzog. Er war als Provinz-Archivar gewiss der Berufenste, um über das Thema zu arbeiten; sein Name ist auch mit der „Capistrankanzel“ des Wiener Stephansdoms verbunden. Die „Cosmographia“ ist schon allein daher interessant, weil sie um quellenmäßige Fundierung bemüht ist und manche heute nicht mehr erhaltene Urkunde wiedergibt. Generell sind Herzogs Ausführungen umso wertvoller, als die wenigsten heimischen Mendikantenklöster von den josephinischen Aufhebungskampagnen verschont blieben. 

Folgerichtig sind auch die in diesem Band versammelten Kupferstiche von größtem Quellenwert: Damals bestanden die betreffenden Baukomplexe noch und es konnten ihre Archive konsultiert und einschlägige Forschungen am jeweiligen Ort betrieben werden. Aufrechtstehende Gebäude, die von den Stichen so gut überliefert werden, wurden teils umgebaut, manchmal sogar abgetragen, jedenfalls nur in seltenen Fällen durch eine Ordensgemeinschaft neu besiedelt. 

Dies geschah etwa in Eggenburg. Zeigt das bei Herzog veröffentlichte Bild noch das Franziskanerkloster, hat man nun ein völlig umgebautes Ordenshaus vor Augen. Der Eggenburger „Conventus ad B. Virginem de Candelariis“ wurde um die Mitte des 15. Jahrhunderts als Niederlassung der Franziskaner gegründet, 1783 aufgehoben und 1833 von den noch heute hier wirkenden Redemptoristen übernommen. 

Der Eggenburg-Stich stammt, wie die übrigen Ansichten dieses Bandes, von Franz Leopold Schmitner (1703-61). Er durfte sich „Universitäts-Kupferstecher“ nennen und hatte sich auch auf Wallfahrtsbilder spezialisiert; ferner stach er nach Vorlagen anderer, so etwa die große Ansicht Melks aus der Vogelschau (1736) nach Franz Rosenstingl.

Im Laufe der Frühen Neuzeit war es zu einer Beschleunigung des europaweiten Nachrichten- und Kommunikationsnetzwerkes gekommen. Entscheidend dafür war die Verdichtung des Post- und Verkehrsnetzes. Die Familie Paar hatte ab 1622 die Oberhoheit über das Obersthofpostmeisteramt in Österreich, Ungarn und Böhmen sowie das Niederösterreichische Postmeisteramt. Bis zur Verstaatlichung des erbländischen Postwesens in den 1720er Jahren („Inkamerierung“) führte die Familie die Post de facto als Privatunternehmen, die in dieser Rolle allen Postmeistern und Postbediensteten übergeordnet war.

Auf den örtlichen Postroutenstraßen waren bis zur Einführung der Postkutschen („Ordinari-Fahrpost“) die reitenden Postboten (auch „Postillons“ genannt) unterwegs (siehe Abbildung), die für die Postabfertigung zuständig waren und die Briefpakete, denen auch die aktuellsten Nachrichten und (handgeschriebenen) Zeitungen beigelegt waren, zur nächstgelegenen Poststation beförderten.


Das ländliche Niederösterreich profitierte durch die Nähe zur Haupt- und Residenzstadt Wien, durchquerten doch alle Haupt- und Poststraßen zwangsläufig das Wien umringende niederösterreichische Umland.

Auf der kleinformatigen Umgebungskarte von Ybbs an der Donau (Signatur KI 200 / 1650, 40 x 29 cm), die wohl in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hergestellt wurde (leider ist die Karte undatiert), ist auch die örtliche Poststraße eingezeichnet (Nr. 9), die der Postreiter nehmen musste, um die Postlieferung zur nächsten größeren Poststelle, in diesem Fall Amstetten, zu transportieren.

Die Beschriftung der Manuskriptkarte enthält weitere Informationen über die nächstgelegenen Ortschaften und Gebäude, die zur Orientierung (beispielsweise für die reitenden Postboten) notwendig waren:

1. Statt Ybbs; 2. P. Fr. Closter; 3. Casarm von der Soldatesca; 4. Dorf und Kürchlein Särling; 5. Kemmelpach; 6. Neümarckt; 7. Ord: Straß nach Neümarckt; 8. Straß nach Carlßbach; 9. Jetzige Poststraß nach Ambstetten; 10. Neüangezeigte Straß und Prucken nach Ybbs.

Am Donaustrom gelegen ist das ab 1631/1632 errichtete Franziskanerkloster (Nr. 2) zu erkennen, das unter Joseph II. 1783/1784 aufgehoben wurde. Daneben befindet sich die von den niederösterreichischen Ständen initiierte Kaserne in Ybbs an der Donau (Nr. 3), die zwischen 1721 und 1723 als Kavalleriekaserne errichtet und 1780 zu einem staatlichen Versorgungshaus (Armenhaus) umfunktionierte wurde. Unweit der Stadt Ybbs (Nr. 1), hier dargestellt als wehrhafte Festung mit Bastionärsystem, befinden sich die Ortschaften Sarling (Nr. 4) – heute eine Ortschaft und Katastralgemeinde der Gemeinde Ybbs –, Kemmelbach (Nr. 5) und Neumarkt (Nr. 6). Feste Poststationen waren in nächster Umgebung zu finden: Die Poststationen der Ortschaften Kemmelbach (Nr. 5) und Amstetten befanden sich entlang der „Reichsstraße“, die über Oberösterreich ins Heilige Römische Reich führte. Für den rastlosen Postreiter – wie es im Gedicht von Lenau beschrieben wird –   war somit der Verweis wichtig, dass die damals neue Poststraße (Nr. 9) Richtung Amstetten führte. Die Ortstraße (Nr. 7) führte nach Neumarkt und eine weitere Straße (Nr. 8) nach Karlsbach.

Postkarten wie diese geben uns einen medienhistorischen Einblick in die Frühe Neuzeit, als die Post Niederösterreichs noch Privatunternehmen der Familie Paar war. Die Poststraßen trugen ebenfalls dazu bei, die Landschaft auf Regionalebene zu strukturieren.

Manuskriptkarte
Poststraßenkarte im Gebiet der Stadt Ybbs, Federzeichnung, koloriert, 1. Hälfte 18. Jahrhundert, kein Maßstab [ca. 1:10 00], 39 x 28 cm auf Blatt 40 x 29 cm, NÖ Landesbibliothek, Kartensammlung, KI 200 / 1650.
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Letzte Änderung dieser Seite: 29.2.2024
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